Wenn der Motor bei der Bewegung hilft

Ob Restkraft oder Kraftpaket: motorunterstützte Gerätetherapie holt mehr heraus

Körperliches Training wird meistens mit schweißtreibender Anstrengung aus eigener Muskelkraft in Verbindung gebracht. Dabei ist erwiesen, dass auch motorunterstützte, fein abgestimmte passive Bewegungstherapie großen gesundheitlichen Nutzen bringt. Gerade Menschen mit geringen Restkräften profitieren von diesem Training. Aber selbst durchtrainierte Sportler mit Handicap können sich damit viel Gutes tun.
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Entwickelt wurden die motorbetriebenen Bewegungstherapiegeräte vor allem für Menschen mit neurologischen und neuromuskulären Erkrankungen, denen aktive körperliche Bewegung aus eigener Kraft nicht mehr oder nur noch teilweise möglich ist. Dazu gehören zum Beispiel Menschen mit Multiple Sklerose.

In Kliniken werden Bewegungstrainer mit Motorantrieb für Arme oder Beine schon lange als Ergänzung zu physio-, ergo- oder sporttherapeutischen Maßnahmen eingesetzt. Sie eignen sich aber auch für das Training zuhause. Und das nicht nur begleitend. Vorbeugend eingesetzt hilft es, Muskelkraft weiter aufzubauen oder Restkräfte möglichst lange zu bewahren. Viele Modelle haben eine Hilfsmittelnummer, sodass die gesetzlichen Krankenkassen bei entsprechender Verordnung die Kosten für die Anschaffung übernehmen.

Unterstützende und vorbeugende Wirkung

Im Gegensatz zu Ergometern eignen sich die meisten Bewegungstherapiegeräte mit Motorunterstützung nicht nur für ein aktives Training – also ein Training gegen einen bestimmten Widerstand: Sie bieten zudem die Möglichkeit, passiv zu trainieren. Dabei wird die gelähmte oder in ihrer aktiven Funktion stark eingeschränkte Muskulatur mithilfe der Motoren durchbewegt. Das Training beginnt praktisch bei 0 Watt, während es bei Ergometern bei etwa 10 bis 20 Watt losgeht. Es ist also auch für Menschen geeignet, die kaum mehr eigene Muskelkraft haben.

Neben dem aktiven und passiven Modus bieten moderne Bewegungstherapiegeräte einen zusätzlichen „assistiven Modus“ an. Trainiert ein Nutzer im passiven Modus und nutzt die assistive Funktion, erkennen diese Geräte eine aufkommende Muskelaktivität und wechseln dann automatisch in ein aktives Training.

Gelenke bleiben beweglicher

Zum Einsatz kommen die Bewegungstrainer zum Beispiel bei Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Schädel-Hirn-Trauma, Arthrose, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Cerebralparese, nach einem Schlaganfall und bei Rückenmarksverletzungen. „Das passive Training kann einen hohen Muskeltonus senken, Spastiken lösen, die Durchblutung der Muskulatur anregen, Gelenkversteifungen vorbeugen und die Durchblutung fördern“, erklärt Annalena Funk, Sportwissenschaftlerin bei der Entwickler- und Herstellerfirma Reck. „Gerade für Rollstuhlfahrer ist das passive Durchbewegen zum Beispiel der gelähmten Beinmuskulatur deshalb häufig besonders empfehlenswert.”

Menschen, denen es darum geht, die Muskulatur zu kräftigen oder ihre Ausdauer zu verbessern, trainieren bei ausreichender Eigenkraft im aktiven Modus mithilfe der Therapiegeräte. Das kann zum Beispiel für Rollstuhlfahrer sehr sinnvoll sein, die beim aufrechten Sitzen einen starken, stabilen Oberkörper brauchen sowie eine starke Armmuskulatur zum Antreiben ihres Rollstuhls.

Passiv / Aktiv – je nach Tagesform

Mit einem Gerät, das sich mit rund 20 Widerständen fein justieren lässt, kann sich auch ein sehr fitter Nutzer ein anspruchsvolles Training gestalten. Zusätzlich können sie vom passiven Trainingsmodus profitieren, nämlich zur Unterstützung der Regeneration nach einem anstrengenden Training oder Wettkampf.

Wer nur noch über sehr geringe Restkräfte verfügt, kann das Training im passiven Modus beginnen und je nach Tagesform ins aktive Training mit selbst gewähltem Widerstand wechseln. So bleibt man flexibel in der Art und dem Grad der Ausübung und lässt keine Chance auf Verbesserung des Zustands ungenutzt.

Wetterunabhängig zu Hause trainieren

Selbst für Menschen ohne körperliche Einschränkungen ist es angenehm, sich mal passiv durchbewegen zu lassen und den Lymphfluss anzuregen. Auch sie profitieren davon, dass die gerätegestützte Bewegungstherapie auch sogenannten sekundären Krankheitsbildern wie Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht vorbeugen kann.

Wer sich für einen Bewegungstrainer mit Motorantrieb interessiert, sollte auf Sicherheitsfunktionen wie einen Bewegungsschutz, beziehungsweise eine Spastikerkennung und -lockerung achten. Gute Geräte erkennen, wenn beim Nutzer während des Trainings eine Spastik auftritt, und wechseln dann die Richtung. Spezielle Softwareprogramme unterstützen die Therapie, etwa durch ein Symmetrie- oder Koordinationstraining.

Ein großer Vorteil ist, dass das Training wetterunabhängig zuhause stattfinden kann. Kommt der Physiotherapeut ohnehin ins Haus, kann er bei passiv aufgewärmter Muskulatur schneller in die Tiefe gehen, weil die Grundmobilisation schon stattgefunden hat. Die heutige Gerätevielfalt mit verschiedenen Therapiemodi und variabel einstellbaren Leistungsstufen erlaubt eine sehr weitgehend an individuelle körperliche und gesundheitliche Voraussetzungen angepasste Bewegungstherapie.

Innovative Höheneinstellung

Zur neuen Motomed loop edition von Reck-Technik mit zwölf Modellen gehört ein Arm- und Beintrainer, der in seiner Konzeption neu im Markt ist. Die weiterentwickelte Höheneinstellbarkeit mit seiner geringen Standfußhöhe erlaubt auch Nutzern in Pflege- und Elektrorollstühlen ein barrierefreies Heranfahren und ein ideales Positionieren sämtlicher Rollstuhlarten.

Dank der Smartfunktionen, die auch in Therapiegeräte Einzug halten, macht das Training mehr Spaß: Neue Spiele sowie ein Farb-Touchdisplay inklusive USB-Schnittstelle gehören zur Grundausstattung der Motomed loop-Serie. Dadurch können während des Trainings eigene Fotos als Slideshow betrachtet werden. Zusätzlich lassen sich die Daten über einen USB-Stick exportieren. Wenn das nicht motivierend wirkt!

(Text: Brigitte Muschiol)

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