Outdoorsport, der allen etwas bietet

Sportart: Handbiken

Ob körperliche Bewegung bei geringer Restkraft, ob gemütliche Spazierfahrten im Umland oder sportlicher Wettkampf: Es gibt für nahezu jeden Einsatzzweck und jede Vorliebe das individuell passende Handbike. Obendrauf kommt noch, dass die Community der Handbiker eng verbunden ist und man gut Anschluss finden kann.
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Handbiken ist sehr beliebt
Gemeinsam rollt sich’s besser

Generell unterscheidet man zwischen Adaptivbikes und Kompaktbikes. Adaptivbikes werden auch Anklemmbikes genannt, weil die Antriebseinheit, das Zuggerät, einfach bei Bedarf an den Rollstuhl an- und abgekoppelt wird. Das geht meist recht schnell und hat den Vorteil, dass man seinen Rollstuhl immer bei sich hat. So kann man zum Beispiel unterwegs problemlos einkehren, sofern der Zugang zum Restaurant, zum Museum oder zu einer Behörde barrierefrei gestaltet ist.

Kompaktbikes bestehen aus einer Antriebseinheit und einem Chassis. Es gibt Sportgeräte zum Sitzen, Liegen und Knien. Die Vielfalt reicht vom Hobbybike bis zum Rennbike. Darunter gibt es universelle Modelle, die man variabel vom Touren- bis zum Sportbike ausstatten kann und solche, die weitgehend individuell einstellen kann. Die Premiumklasse bilden individuell nach den Maßen des Fahrers hergestellte High-End-Sportgeräte. Das geht dann schon in den Profibereich. Um diese Bikes zu nutzen, muss man sich aus dem Rollstuhl umsetzen.

Den Umgang mit dem Handbike lernen

So ziemlich alle Handbikes können manuell fortbewegt werden. Vor allem Sportler, die gezielt ihren Oberkörper trainieren wollen, nutzen diesen Modus. Es gibt aber immer öfter Fahrzeuge, die zusätzlich mit einem Elektromotor ausgestattet sind, denn der Nutzer nach Bedarf einschalten kann, zum Beispiel wenn er eine Steigung bewältigen muss. Ausführliche Informationen zu diesen technischen Themen haben wir im MOBITIPP-Ratgeber 10, Spezialfahrräder, Handbikes, Rollstuhlzuggeräte und -zusatzantriebe bearbeitet und aufgeführt.

Wer Handbiken möchte, sollte zumindest seinen Rollstuhl perfekt beherrschen. Den Umgang mit dem Gerät kann man in einem der zahlreichen Mobilitätskurse lernen, die in Kliniken, Sportgemeinschaften, bei Herstellern, Fachhändlern und Sanitätshäusern angeboten werden und die die gesetzlichen Krankenkassen zumindest teilweise bezuschussen. Es empfiehlt sich, auch das Handbikefahren zu lernen, denn durch das Vorspannen wird aus dem vierrädrigen Rollstuhl ein dreirädriges Gefährt mit völlig unterschiedlichen Fahreigenschaften. Auch der Kipppunkt verändert sich. Wie man ein Handbike richtig positioniert, erfahren Sie in der genannten Ausgabe, auf unserer Internetseite www.mobitipp.de sowie auf unserem YouTube-Kanal.

Auf Touren vorbereiten

Bevor es auf große Tour geht, sammeln Sie am besten auf freigegebenen landwirtschaftlichen Wegen einige Fahrpraxis. Kinder und Jugendliche können bei einem der jährlichen Fahrsicherheitstrainings des Deutschen Rollstuhlsportverbandes DRS im Süden und im Norden des Landes teilnehmen und sich den Handbikeführerschein holen! Handbiketaugliche Strecken gibt es in Deutschland und im umliegenden Ausland reichlich. Garantien, dass nicht mal ein schwerer Ast quer über dem Weg liegt, ein Abschnitt nach einem Regenschauer verschlammt ist oder man sich bei einer Steigung in seinen Kräften oder in der Leistungsfähigkeit seines Zuggeräts verschätzt hat, gibt es natürlich nicht. Aber man kann sich prima auf eine Tour vorbereiten.

Eine gute Informationsquelle sind die zahlreichen Blogger, die auf ihren Blogs ausführliche Tourenbeschreibungen liefern. Keine schöne Gegend, die nicht schon erkundet und auf Handbiketauglichkeit bewertet worden ist. Auch die Fernradwege empfehlen sich teilweise. Hier ist intensivere Vorplanung erforderlich, da die Bewertung von Radwegen nur sehr selten die Barrierefreiheit für Handbiker beinhaltet.


Tourentipps

Zu den meisten Radwegen gibt es umfangreiches Karten- und Informationsmaterial, Reiseberichte und GPS-Tracks im Internet oder man kann Informationen bei den entsprechenden Tourismusverbänden bestellen, um sich bereits im Vorfeld ausführlich zu informieren.

Wer sichergehen will, dass eine Tour einen gewissen Qualitätsstandard bietet, kann sich auf der Webseite des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) umsehen. Unter www.adfc-radtourismus.de kann man sich vom ADFC klassifizierte „Qualitätsradrouten“ anzeigen lassen – nach Sternekategorie, nach Bundesland und bevorzugter Beschaffenheit. Sie sind nicht eigens auf die Bedürfnisse von Handbikern geprüft worden, aber ein Kriterium wie „überwiegend ebenes Gelände“ ist schon mal hilfreich.

In der höchsten Sterneklasse fünf werden hier übrigens der 500 Kilometer lange Weser-Radweg, der Drauradweg, der die Länder Österreich, Slowenien und Italien verbindet und der Neusiedler See Radweg genannt. Auch Bahntrassen sind in vielen Regionen, so zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen zu Radwegen umgestaltet worden. Sie führen meist über flache Abschnitte.
Lohnende Links zu Handbike-Touren:

Fazit

Handbiken ist ein überaus vielseitiger und selbstbestimmter Sport. Die Erfahrung zeigt: Wer einmal die Mobilität eines Handbikes genossen hat, den packt bald der Ehrgeiz und er findet sich zu seinem eigenen Erstaunen inmitten des Pulks von Marathonfahrern wieder. Unter Umständen übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten für ein Handbike. Erkundigen Sie sich gut.

(Text: Brigitte Muschiol)

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