Leichter Weg zu mehr Lebensqualität

Versorgung mit einem Elektrorollstuhl bei Adipositas

Adipositas, also starkes Übergewicht, steht in keinem guten Ruf und wird von vielen Menschen immer noch als Willensschwäche und nicht als Krankheit angesehen. In der Folge ziehen sich viele Betroffene zurück und nehmen mögliche Hilfen nicht in Anspruch. Das kann dramatische physische, aber auch psychische Folgen haben. Dabei kann insbesondere ein perfekt angepasster Elektrorollstuhl die Lebensqualität von Menschen mit Adipositas deutlich erhöhen.
© Dietz Reha
Expertenunterstützung ist bei der Adipositas-Versorgung enorm wichtig

Anders als bei traumatisch bedingten Behinderungen wie etwa einer Amputation oder einer Querschnittlähmung nach einem Unfall ist Adipositas ein schleichender, fortschreitender Prozess. In der Folge wird auch die Mobilität der Betroffenen nicht schlagartig, sondern erst nach und nach eingeschränkt. Anfangs können diese Einschränkungen meist durch einfache Maßnahmen kompensiert werden. Je weniger das jedoch im fortschreitenden Prozess der Erkrankung möglich ist, desto mehr wird die Lebensqualität vermindert. Den meisten Betroffenen ist dabei gar nicht bewusst, dass ihnen professionelle Hilfe zusteht oder sie scheuen sich, diese in Anspruch zu nehmen.
Das führt oft dazu, dass Menschen mit Adipositas erst dann mit Hilfsmitteln versorgt werden, wenn es nicht mehr anders geht. Für viele Fachhändler ist das eine große Herausforderung, weil sie wenig Erfahrungen mit einer solchen Versorgung haben. Auch wenn die Erkrankung Adipositas seit Jahren auf dem Vormarsch ist, ist sie in der Gesamtheit der Hilfsmittelversorgungen doch immer noch die Ausnahme. Das ist eine kritische Situation, weil die Unerfahrenheit bei Betroffenem und Leistungserbringer zu der Annahme führen kann, dass ein einfacher Rollstuhl mit einer höheren Belastbarkeit und einer größeren Sitzbreite für eine angemessene Versorgung ausreicht.

Grundsatzfrage: Manueller oder elektrischer Rollstuhl?

Auch wenn eine solche Versorgung grundsätzlich besser ist als keine, stellt sie doch nur das absolute Minimum des Möglichen dar. Die Versorgung eines Patienten mit Adipositas ist sehr komplex und muss ein großes Spektrum an Faktoren berücksichtigen. Damit das optimal gelingt, ist die Einbeziehung eines erfahrenen Spezialisten ratsam. Es geht nämlich nicht nur um das Hilfsmittel selbst, sondern auch um das Wohnumfeld, die Wohnumgebung, die Mobilitätgewohnheiten außerhalb der Wohnung und viele weitere Aspekte.
Eine wichtige Entscheidung, die gleich zu Beginn getroffen werden muss, ist, ob ein manueller oder ein elektrischer Rollstuhl benötigt wird. Aus wirtschaftlichen Gründen wird von den Kostenträgern oftmals ein manueller Rollstuhl bevorzugt, wenn der Patient sich in einem solchen selbstständig fortbewegen kann. Das kann auch aus therapeutischer Sicht sinnvoll sein, weil ein manueller Rollstuhl den Nutzer in einem gewissen Maß in Bewegung hält und so zu seinem Wohlbefinden beiträgt.

Ein Elektrorollstuhl bietet zahlreiche Vorteile

Allerdings ist dieser Trainingseffekt bei Menschen mit Adipositas oftmals gering. Sie tun sich aufgrund des hohen Gewichts schwer, sich zu bewegen und legen deshalb nur die allernötigsten Strecken zurück beziehungsweise verzichten lieber ganz. In einem solchen Fall kann die Versorgung mit einem Elektrorollstuhl sinnvoller sein, weil er den Aktionsradius des Nutzers sowohl im Innen- als auch im Außenbereich deutlich ausweitet. Gerade bei Menschen mit Adipositas ist dies ein sehr wichtiger Faktor, weil viele von ihnen bereits über einen längeren Zeitraum zurückgezogen gelebt haben. Die Ausweitung des Aktionsradius durch einen elektrisch angetriebenen Rollstuhl trägt dann zur Verbesserung der sozialen und psychischen Situation entscheidend bei.

Ein Elektrorollstuhl wie zum Beispiel der Sango xx-large bietet aber aufgrund seiner Funktionalität auch eine Reihe von therapeutischen Möglichkeiten bei der Versorgung von Adipositas-Patienten. Während der Nutzer in einem manuellen Rollstuhl vergleichsweise statisch sitzt und den Druckausgleich selbstständig durchführen muss, ist dies in einem elektrischen Rollstuhl elektrisch möglich. Je nach Modell kann der Nutzer die Neigung des Rückenwinkels verstellen oder sogar die gesamte Sitzeinheit nach hinten kanteln. Speziell dafür ausgelegte Rollstühle schaffen das sogar bei hohem Gewicht bis in eine liegende Stellung, sodass der Nutzer einige Positionswechsel durchführen kann, ohne dafür das Hilfsmittel verlassen zu müssen.

Transfersituationen bedenken und optimieren

Auch das Umsetzen in und aus dem Rollstuhl ist ein Faktor, der für ein elektrisches Modell spricht. Naturgemäß fällt es Menschen mit Adipositas schwer, den Transfer durchzuführen, zum Beispiel aufs Bett oder auf die Toilette. Hier bietet ein Elektrorollstuhl schon bauartbedingt Vorteile, weil er sich durch sein höheres Gewicht besser zum Abstützen eignet. Sind die Beinstützen elektrisch verstellbar, ist der Bereich vor dem Rollstuhl während des Transfers frei. Nicht zuletzt kann auch die elektrische Sitzkantelung eine große Hilfe sein, wenn sie eine Neigung nach vorne ermöglicht.
Elektrische Beinstützen sind aber nicht nur für den Transfer wichtig, sie haben auch therapeutische Vorteile. Mit ihrer Hilfe können Menschen mit Adipositas ihre Sitzposition aktiv verbessern und eine lymphunterstützende Lagerung der Beine durchführen. Außerdem trägt eine elektrische Beinstütze zu einer Druckentlastung im Kniebereich bei.

Unsere MOBITIPPs

  • Wenden Sie sich rechtzeitig an Ihren Arzt oder Fachhändler, wenn Sie adipös sind. Warten Sie damit nicht, bis es nicht mehr anders geht.
  • Weisen Sie Ihren Fachhändler darauf hin, dass es Hersteller gibt, die die Versorgung von Menschen mit Adipositas mit speziell geschulten Fachleuten begleiten.
  • Bringen Sie sich in den Auswahl- und Anpassungsprozess aktiv ein. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Anforderungen und Wünsche möglichst genau zu beschreiben.
  • Bleiben Sie auch aufmerksam, nachdem Sie den Rollstuhl erhalten haben. Adipositas ist ein veränderlicher Prozess, der nachträgliche Anpassungen notwendig machen kann.

(Text: Maximilian Raab, Dietz Rehab)

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