Katamaran speziell für Rollstuhlfahrer

Die Fachhochschule Kiel entwickelte mit mehreren Projektpartnern ein „Handicap-Boot“

Selbst ein Boot zu steuern, ist Rollstuhlfahrern bisher kaum möglich. Jetzt hat die Fachhochschule Kiel ihr „Handicap-Boot“ vorgestellt - einen etwa fünf Meter langen und zweieinhalb Meter breiten Katamaran mit geringem Tiefgang und hoher Stabilität.
© FH Kiel
Katamaran für Rollstuhlfahrer
Die Erstwasserung des Handicap-Bootes ist bei strahlendem Sonnenschein und einer kalten steifen Brise geglückt. Links zu sehen ist FH Kiel-Absolvent Nils Himstedt, im Hintergrund Claus-Dieter Schulz, vorne Prof. Olaf Neumann.

Zwar gibt es einige Segelschulen, zum Beispiel Käpt’n Prüsse an der Hamburger Alster, die an Wassersport interessierten Rollstuhlfahrern Segelstunden in der paralympischen Bootsklasse 2.4 mR anbieten. Gesteuert werden diese Boote per Fußsteuerung oder per Joystick. Doch weit verbreitet sind diese Angebote nicht. Alternativen dürften daher auf breites Interesse stoßen. Jetzt hat die Fachhochschule Kiel ihr „Handicap-Boot“ vorgestellt: Rollstuhlfahrer können den Katamaran über eine Rampe erreichen und das Boot mithilfe eines Elektroantriebes selbstständig nutzen.

An der Entwicklung und am Bau des Bootes waren mehrere Partner beteiligt. 2015 haben Studierende des Schiff-und Maschinenbaus sowie der Betriebswirtschaft unter der Leitung der Professoren Sven Olaf Neumann (Maschinenwesen) und Hans Klaus (Wirtschaft) sowie von Dipl.-Ing. Claus-Dieter Schulz erste Studien angefertigt. Claus-Dieter Schulz gehört dem Vorstand des Verbraucherschutzvereins für ältere und behinderte Menschen Kiel an und engagiert sich unter anderem in der Sparte Handicap Tourismus. Von ihm und anderen Mitstreitern stammt die Anregung, ein Boot mit Wasserstrahlantrieb und Bugstrahlruder zu entwickeln. In die Entwicklung des Bootes waren von Anfang an Menschen mit Behinderung einbezogen.

Erster Neubau der Werft seit rund 20 Jahren

Gebaut wurde das Handicap-Boot von der Yacht- und Bootswerft Rathje. Der Urenkel des Werftgründers, Ture Rathje, hatte an der FH Kiel Betriebswirtschaft studiert und nach seinem Abschluss einige Zeit an der FH gearbeitet, bevor er in den Betrieb seiner Familie zurückkehrte. Als ihm Studierende des Fachbereichs Wirtschaft im Herbst 2016 eine Projektskizze vorstellten, sah er laut Presseinformation die Chance, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Das Handicap-Boot sei der erste Neubau seit rund 20 Jahren. Nach der Wasserung Anfang der zweiten Januarwoche 2018 wurde der Katamaran an die FH Kiel gebracht, wo Antrieb und Steuerung eingebaut werden.

Das Boots-Projekt wird vom Land Schleswig-Holstein mit knapp 62.000 Euro aus dem Förderprogramm „Anwendungsorientierte Forschung, Innovationen und Technologietransfer – FIT des Landesprogramms Wirtschaft“ unterstützt.

Mehr Infos zum Handicap-Boot gibts hier: https://projekthandicapboot.wordpress.com/
Mehr zur Segelschule auf der Hamburger Alster gibt’s hier: www.pruesse.de/ausbildung/24-mr-segeln.php
und auf Facebook: www.facebook.com/segelschule.pruesse

(Text: Brigitte Muschiol)

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Die Erstwasserung des Handicap-Bootes ist bei strahlendem Sonnenschein und einer kalten steifen Brise geglückt. Links zu sehen ist FH Kiel-Absolvent Nils Himstedt, im Hintergrund Claus-Dieter Schulz, vorne Prof. Olaf Neumann.