Jacqueline Janke: Das Locked-In-Syndrom überwunden

Die 54-Jährige ist heute Künstlerin, Lebensberaterin und kreativer Geist

Nach einem Autounfall 1989 erwacht Jacqueline Janke im Locked-In-Syndrom (LIS). Anfangs funktionieren nur noch ihr Verstand und ihre Augenlider. Mit ärztlicher Hilfe und starkem Willen kämpft sich die gebürtige Neumünsteranerin ins Leben zurück. Sie macht ihre Kreativität und Spiritualität zum Lebensinhalt. Und vor Kurzem hat sie als Kunstlehrerin eine neue Aufgabe für sich entdeckt. Wir haben Jacqueline Janke vor zehn Jahren besucht und fragten jetzt nach, wie es ihr geht.
© Hanno Wilke
Jacqueline Janke: Lockedin-Syndrom überwunden
Jacqueline Janke war nach einem Autounfall im Alter von 25 Jahren im eigenen Körper gefangen. Sie lag fast zehn Monate im Koma und wachte im Locked-In-Syndrom auf. Jacqueline Janke entschied sich bewusst für das Leben und erreichte mit unbeirrbarem Glauben an sich nahezu unglaubliche Fortschritte bei der Wiederherstellung ihrer körperlichen Funktionen – wie Atmen, Gehen und Sprechen.

MOBITIPP: Frau Janke, wie leben Sie heute?

Jacqueline Janke: Ich wohne noch immer zusammen mit einer Freundin selbstständig in einer großen Wohnung einer Stiftung in Hamburg-Altona. Hier ist auch das Atelier für meine Malerei untergebracht. Ein Pflegedienst hilft mir, meinen Alltag zu bewältigen, denn ich lebe mit einer Tetraparese, die den ganzen Bewegungsapparat erfasst.

MOBITIPP: Wie mobil sind Sie?

Jacqueline Janke: Zu Hause komme ich als Fußgängerin zurecht. Aber wenn ich die Wohnung verlasse, brauche ich Begleitung. Draußen ist alles so schnell, und wenn man nicht achtsam ist, sieht man mir meine Behinderung nicht auf den ersten Blick an. Bei langen Strecken nutze ich einen Rollstuhl – zum Beispiel auf meinen beiden Reisen nach Ägypten, wenn wir Tempel besucht haben. Trotzdem erleichtert es natürlich vieles, dass ich gehen und Stufen bewältigen kann.

MOBITIPP: Sie sind professionelle Malerin und stellen seit 1996 aus. Wie hat sich Ihre Malerei entwickelt?

Jacqueline Janke: Meine wichtigsten Hauptthemen sind nach wie vor Akte, Stillleben und Engel. Akte beschäftigen mich schon seit mehr als zwanzig Jahren. Das hat natürlich mit meiner Körperlichkeit, meinen Erfahrungen und meinem Verhältnis zu meinem Körper zu tun. Genauso wie meine Engelbilder mit meinem Wissen und meiner Spiritualität zu tun haben. Meine Stillleben entsprechen nicht den klassischen Stillleben. Meine Bilder entstehen aus einer ganz speziellen Perspektive und in einer eigenwilligen Farbkomposition.

MOBITIPP: Im Sommer 2018 waren Sie als Kunstdozentin tätig. Wie gefällt Ihnen das Unterrichten?

© Brigitte Muschiol

Jacqueline Janke: Die Sommerakademie für Bildende Kunst in Kappeln an der Schlei in Schleswig-Holstein hatte mich eingeladen, einen Kurs zur Aktmalerei zu leiten. Das war eine beglückende Erfahrung. Bei mir lernt man nichts, was man sich selbst aus einem Lehrbuch aneignen könnte. Ich gehe sehr individuell auf jeden Kursteilnehmer ein und mein Augenmerk liegt auf seinem persönlichen Schaffensprozess.

Wer Lust auf solch eine künstlerische Erfahrung hat: Die Termine für meine beiden einwöchigen Kurse Mitte Juli 2019 stehen schon fest. (siehe Link unten).

MOBITIPP: Was hat Sie dazu veranlasst, sich spirituell zu bilden?

Jacqueline Janke: Ich bin vom ganzen Wesen her eine spirituelle Frau. Das macht mich aus. Um diese Spur meines Lebens weiter zu verfolgen, habe zwölf Jahre lang eine Mysterienschule besucht und verschiedene Ausbildungen abgeschlossen. Die Schule vermittelt mir Hintergrundwissen und gibt mir ein Fundament.

MOBITIPP: Warum haben Sie eine Selbsthilfegruppe zum Locked-In-Syndrom gegründet?

Jacqueline Janke: Im Laufe der Jahre haben sich viele Medien für meine Lebensgeschichte interessiert. Dadurch sind zahlreiche Menschen – Betroffene wie Angehörige – auf mich aufmerksam geworden. Aber sie wussten nicht, wie sich mich erreichen können. Das ist jetzt durch meine LIS-Selbsthilfegruppe ganz einfach geworden. Wer meinen Namen „Jacqueline Janke“ und „LIS Selbsthilfe“ in eine Suchmaschine eingibt, findet sofort die Webseite www.lis-hamburg.de. Und ja, ich möchte damit Menschen unterstützen.

MOBITIPP: Wie genau können Sie helfen?

Jacqueline Janke: Betroffene und Angehörige trifft das Locked-In-Syndrom völlig unerwartet. Die Angehörigen und Freunde sind dann überfordert mit der Situation. Das LIS ist sehr selten. Daher gibt es kaum Experten zu diesem Thema. Ärzten ist es nicht bekannt, daher erkennen sie es oft nicht.

Durch meine eigene Lebensgeschichte bin ich Expertin in eigener Sache geworden. Oft hilft es schon, wenn ich einen Patienten besuche und Angehörigen ganz praktische Tipps im Umgang mit dem Patienten gebe. Oder auch, wenn ich sie weitervermittele, zum Beispiel an den LIS-Verein in Berlin, der bisher einzige Verein zum Locked-In-Syndrom in Deutschland. Ein Mitbegründer der Gruppe klärt unter anderem Fragen mit Ämtern und Behörden, zum Beispiel mit den Krankenkassen.

MOBITIPP: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Janke.

Auf der persönlichen Webseite von Jacqueline Janke erfahrt Ihr unter anderem viel über ihre Malerei und bekommt Informationen über die beiden Bücher, die sie geschrieben hat: www.jajanke.de
Dies ist die Webseite für ihre Arbeit als spirituelle Lebensberaterin: www.orakelfragen.de
Webseite der Selbsthilfegruppe LIS-Hamburg: www.lis-hamburg.de
Hier kommt Ihr zu den Informationen über den Sommermalkurs 2019 von Jacqueline Janke: https://www.schlei-akademie.de/kurse/kursuebersicht-2019/sw2/sw2-k05-janke/

(Text: Brigitte Muschiol)

Mehr im Rubrik

Jacqueline Janke: Lockedin-Syndrom überwunden
© Hanno Wilke
Jacqueline Janke war nach einem Autounfall im Alter von 25 Jahren im eigenen Körper gefangen. Sie lag fast zehn Monate im Koma und wachte im Locked-In-Syndrom auf. Jacqueline Janke entschied sich bewusst für das Leben und erreichte mit unbeirrbarem Glauben an sich nahezu unglaubliche Fortschritte bei der Wiederherstellung ihrer körperlichen Funktionen – wie Atmen, Gehen und Sprechen.