Florian Sitzmann: Life Award 2017 für einen Impulsgeber

Vor 25 Jahren verlor Florian Sitzmann bei einem Motorradunfall beide Beine. Wie er sein Leben lebt, inspiriert die Menschen.

Nach dem Unfall 1992 scheint der damals 15-Jährige am Tiefpunkt seines Lebens angekommen zu sein. Doch Florian „Flo“ Sitzmann sieht es als zweite Chance und gestaltet es nach seinen Vorstellungen. Die Lesungen und Erzählungen des 41-Jährigen ziehen seit Jahren ein Publikum an, das sich berühren lässt.
© Boris Heimke
Der Sitzmann
Florian Sitzmann, hier im Mannheimer Industriehafen. Der gebürtige Frankfurter (Main) lebt im hessischen Roßdorf. Er schreibt Bücher, hält Lesungen und Vorträge.

MOBITIPP: Herr Sitzmann, wie leben Sie heute – 25 Jahre nach dem Unfall?

Florian Sitzmann: In aller Kürze gesagt: Ich habe das Gefühl, dass ich mit beiden Beinen im Leben stehe, privat wie beruflich. Langeweile ist für mich ein Fremdwort. Ich habe so viele Ideen, dass der Tag 48 Stunden haben könnte. Wir haben drei wundervolle Kinder. Emely ist zehn Jahre, die Zwillinge Hanna und Georg sind 2 Jahre und drei Monate alt.
Wenn ich nicht arbeite, kümmere ich mich um unseren Haushalt und die Kinder. Mir macht das Spaß. Ich koche fünfmal die Woche vor und räume gerne auf, obwohl ich weiß, dass die Zwillinge bald wieder alles durcheinanderbringen.

MOBITIPP: Was hat Ihnen in der schweren Zeit Kraft gegeben?

Florian Sitzmann: Ich stamme aus einer starken Familie, die fröhlich im Leben steht. Macher, die etwas bewegen wollen. Das hat mich geprägt und mir Rückhalt gegeben. Trotzdem muss sich jeder Mensch selbst für ein positives Leben entscheiden. Immerhin wusste ich schon nach zwei Wochen: Mit dem Schicksal zu hadern, bringt nichts. Also habe ich nach vorn geschaut. Heute gibt mir meine eigene Familie Kraft und ich ihr hoffentlich etwas zurück.

MOBITIPP: Was wollen Sie mit Ihren Büchern, Lesungen, Erzählungen und Vorträgen erreichen?

Florian Sitzmann: Viele Menschen interessieren sich dafür, wie man nach einem Schicksalsschlag wieder aufsteht. Deshalb habe ich angefangen, Bücher zu schreiben und ein Bühnenprogramm zu gestalten. Authentisch, mit dem mir eigenen Humor.
Ich verstehe mich nicht als Motivationstrainer oder Vorbild. Aber ich würde gern Barrieren in den Köpfen von Menschen abbauen. Deshalb freue ich mich, dass mir über Jahre Hunderte von Zuschauern sagen und schreiben, dass meine Worte positive Impulse in ihr Leben gebracht haben.

MOBITIPP: Am 17. November 2017 erhalten Sie bei einer Gala in Innsbruck den „Life Award 2017“, der Menschen und Initiativen auszeichnet, die etwas Besonderes zum Thema Barrierefreiheit beigetragen haben. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Florian Sitzmann: Der Life Award würdigt eine Leistung für unsere Gesellschaft. Deshalb bin ich stolz, dass mir die Jury die Auszeichnung in der Kategorie „Special Award“ zuerkannt hat. Auch persönlich bedeutet mir der Preis viel. Vor zwei Jahren durfte mein Freund und Mentor Michael Heil, der 2016 verstorbene Gründer und langjährige Geschäftsführer von Rehability, auf der Bühne den Preis in der Kategorie „Wirtschaft“ entgegennehmen. Deshalb wird die Preisverleihung ein sehr ergreifender Moment für mich und meine Frau werden.

Aktuelle Termine und Informationen gibt es auf der Webseite www.dersitzmann.de
Alles zum Life Award findet ihr hier: www.lifeaward.org

(Text: Brigitte Muschiol)

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