VW Tiguan: Kleiner Streber

Hält der Volks-SUV was er verspricht?

Spätestens seit im Januar 2016 die überarbeitete Version des VW Tiguan präsentiert wurde, ist er zum Volks-SUV geworden. Der kleine Bruder des VW Touareg schwimmt in der Erfolgswelle der SUV obenauf und war/ist damit einer der Hoffnungsträger in der VW-Krise. Ob das Fahrzeug zurecht so beliebt ist und ob seine Vorteile auch für ältere Menschen interessant sind, haben wir getestet.
© Jens Krümmel
VW Tiguan

Den VW Tiguan mit den anderen beiden SUV aus unseren MOBITIPP-Tests zu vergleichen, ist nicht ganz fair. Der Kompakt-SUV von Volkswagen spielt einfach in jeder Hinsicht in einer anderen Liga. Das zeigt sich an seinen Maßen, an der Ausstattung und Verarbeitung, aber eben sehr deutlich auch am Preis. Für einen gut ausgestatteten Tiguan kann man sich drei bis vier Dacia Dokker oder zwei exzellent ausgestattete Opel Mokka leisten. Aber wie gesagt: Dieser Vergleich ist nicht ganz fair.

Denn wer sich für einen VW Tiguan interessiert, hat von vorneherein andere Anforderungen, Wünsche und Möglichkeiten. Wie es bei kleinen Brüdern nicht unüblich ist, plustert der Tiguan sich ganz schön auf. Seine Breite von 2,12 Metern sorgt zwar für jede Menge Platz im Innenraum, ist aber eben auch nicht immer ganz einfach zu rangieren. Sein neues Selbstverständnis zeigt der Tiguan auch durch seine deutlich kantigere Karosserie. Wer einen leisen, unauffälligen Auftritt bevorzugt, wird sich an den Tiguan gewöhnen müssen.

Unglaublich viel Platz für Passagiere und Gepäck

Das kann mitunter aber nur wenige Sekunden dauern. Hat man sich nämlich erst einmal hinters Lenkrad gesetzt, kann man sich dem Wow-Effekt kaum entziehen. Der Tiguan macht auf den ersten Blick einen sehr hochwertigen Eindruck und bietet zudem auf den Vordersitzen fürstlich viel Platz, sodass selbst groß gewachsene Menschen den kleinen SUV von VW bequem fahren können. Auch auf den hinteren Plätzen sitzen Erwachsene selbst auf längeren Fahrten sehr bequem, zumal die Sitze einzeln vor- und zurückgeschoben werden können.

Selbst wenn alle Rücksitze ganz nach hinten geschoben sind, bietet der Kofferraum noch ausreichend Platz für reichlich Gepäck. Wem das nicht reicht, der kann die Sitze einzeln nach vorne klappen. Insgesamt lassen sich auf diese Weise bis zu 1,5 m³ Stauraum schaffen. Die Heckklappe lässt sich elektrisch und per Fußgeste öffnen, was natürlich sehr praktisch ist. Allerdings schien uns die Ladekante für klein gewachsene Menschen ein wenig hoch zu sein.

Beinahe unbegrenzte Ausstattungsmöglichkeiten

Über die Bedienung des VW Tiguan lässt sich kaum eine allgemeingültige Aussage treffen. Den Tiguan gibt es, wie die meisten anderen Modelle von Volkswagen auch, als Trendline, Comfortline und Highline, wobei die Namen bereits einiges über die Grundausstattung der Fahrzeuge verraten. Außerdem gibt es eine „Sound“-Version und neuerdings auch einen Tiguan Allspace (ebenfalls in den drei genannten Ausstattungslinien). Der Allspace ist länger und bietet deshalb noch mehr Platz für Passagiere und Gepäck.

In der Grundversion ist der Trendline einerseits recht ordentlich, andererseits eher spartanisch ausgestattet. Ambientebeleuchtung zur guten Orientierung im Dunkeln, Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung, Klimaanlage und Reifenkontrollanzeige gibt es unter anderem inklusive. Andere Ausstattungsmerkmale, auf die heute kaum noch jemand verzichten möchte, wie zum Beispiel Navigationsgerät, Telefonschnittstelle und Multifunktionslenkrad sind hingegen kostenpflichtige Extras.

Medizinische Hilfe auf Knopfdruck

In der Grundausstattung findet man sich intuitiv gut zurecht und findet die meisten Schalter, Hebel und Knöpfe dort, wo man sie (bei VW) vermutet und weiß auch gleich, wie sie zu bedienen sind. Den Möglichkeiten zur Ausstattung sind nach oben aber beinahe keine Grenzen gesetzt, sodass man das Cockpit des Tiguan zu einer imposanten Technikansammlung machen kann. Was man davon wirklich braucht, sollte man vorher genau prüfen (s. dazu auch Seite XX).

Weil der Tiguan recht beeindruckende Ausmaße hat, sollte man bei den Assistenten, die dem Fahrer das Rangieren erleichtern, allerdings nicht sparen, wie zum Beispiel der 360 Grad-Rundumsicht oder dem Einparkassistenten, der das Fahrzeug wie von Geisterhand sicher in die Parklücke fährt. Auch die Verkehrsschilder-Erkennung ist sehr praktisch, weil sie kleine Unaufmerksamkeiten auf fremden Straßen wettmacht. Lässt man sich die Informationen ins Headup-Display projizieren, hat man sie immer genau vor Augen, ohne den Blick von der Straße nehmen zu müssen.

Allrad oder nicht Allrad?

Für Menschen mit labiler Gesundheit ist der medizinische Notfall Emergency Assist sehr interessant, der gegen Aufpreis erhältlich ist. Er erkennt eine Fahruntüchtigkeit des Fahrers. Wird keine Lenk-, Brems- oder Beschleunigungsaktivität erkannt, kann das System zuerst den Fahrer aufmerksam machen und dann das Fahrzeug in der Spur halten und bis zum Stillstand abbremsen. Auch eine Notruftaste mit Ortungssystem ist erhältlich.

Auch bei den Motoren und Getrieben hat der Kunde beim VW Tiguan eine reiche Auswahl. Sowohl Benziner als auch Diesel gibt es mit Schalt- und modernem Doppelkupplungs-Automatikgetriebe. Viele Varianten sind auch als Allrad erhältlich, was aber doppelt teuer ist, erstens in der Anschaffung und zweitens im Unterhalt, weil ein allradgetriebenes Fahrzeug immer einen höheren Sprit- und Reifenverbrauch hat. Andererseits kommen die meisten Autofahrer nur selten in Situationen, wo sie die Vorteile eines Allradfahrzeugs nutzen können.

Fazit

Ein Erfolgsrezept des VW Tiguan ist, dass er trotz seines stattlichen Preises für viele SUV-Fans so gerade noch erschwinglich ist, ohne dabei protzig zu sein. Ausstattung und Verarbeitung sind obere Mittelklasse. Als Kompakt-SUV bietet er ausreichend Platz für vier erwachsene (oder heranwachsende) Passagiere und deren Gepäck für einen längeren Urlaub. Dank seiner stattlichen Erscheinung ist das Volks-SUV nicht nur ein Auto, sondern auch ein Statement.

(Text: Willi Walter)

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